Silvester 2020 sollte bedingt durch den Lockdown, eigentlich eine ruhiger Jahresausklang werden. Um 22: 50 Uhr wurde unser Fachberater zu einem Brand einer landwirtschaftlichen Maschinenhalle (B4) in Feuerbach alarmiert. Schon auf Anfahrt zeichnete sich ein größerer Brand ab, da auf Sicht angefahren werden konnte. Kurz nach dem Eintreffen und den ersten Absprachen des Fachberaters mit dem Einsatzleiter der Feuerwehr wurde der Trupp UL (Trupp Unbemannte Luftfahrtsysteme) zur Erkundung und Lagefeststellung aus der Luft nachalarmiert. Dieser Trupp UL, einer von bundesweit 17 stationierten Drohnentrupps des THW, ist seit einigen Monaten im OV Kitzingen zur Unterstützung der anderen Organisationen und Behörden im Einsatz. Im OV Kitzingen sind zwei Drohnen mit je einer Wärmebildkamera und optional einem Suchscheinwerfer vorhanden. So erreicht man einsatztaktisch eine Redundanz und kann auch bei Bedarf parallel operieren. Die aufgenommenen Livebilder können über einem Monitor im Fahrzeug des Trupps, dem Einsatzleiter der Feuerwehr und auch den Brandermittlern der Polizei wichtige Informationen liefern. Während des Einsatzes lokalisierte der Trupp mit Hilfe der Drohne u.a. Glutnester und eine im Gebäude befindliche Gasflasche. Nach dem Einsatz dient das aufgenommene Bild- und Videomaterial der Polizei bei der Brandursachenermittlung.
Das neue Jahr wurde mit einem kurzen verbalen „Prost Neujahr“ an der Einsatzstelle begrüßt um dann wieder konzentriert bis kurz nach 1 Uhr weiterzuarbeiten. Bis zu diesem Zeitpunkt dachten unsere Helfer noch, schnell die Einsatzbereitschaft wiederherstellen, nach Hause fahren, duschen und ab ins Bett oder noch kurz mit der Familie auf das neue und hoffentlich bessere 2021 anstoßen. Leider kam es anders als gedacht. Um 1:10 Uhr wurde auf der Heimfahrt unser Fachberater durch die ILS Würzburg angesprochen, dass in Kaltensondheim gerade ein zweiter Brand gemeldet wurde. Dabei sollte eine größere Anzahl von Kälbern und auch Menschen betroffen sein. Der Fachberater ließ den Trupp UL und den Zugführer des OV Kitzingen, die mit ihm bereits in Feuerbach im Einsatz waren, ebenfalls zur Einsatzstelle anfahren. Kaum an der Einsatzstelle eingetroffen wurde mit der Erkundung durch die Drohne begonnen, um der Feuerwehreinsatzleitung wichtige Bilder über das Schadensausmaß zu liefern. Gleichzeitig sollten der Fachberater und der Zugführer den Verbleib von einer Gruppe Kälber im Gebäude ermitteln. Die meisten Tiere waren bereits gerettet und auf einem Nachbarhof in Sicherheit gebracht worden. In einem Seitentrakt des landwirtschaftlichen Anwesens wurden noch 8 Kälber lokalisiert. Durch den Aufbau einer Riegelstellung der Feuerwehr konnten die Tiere durch die THW-Helfer zusammen mit dem Besitzer aus dem Gebäude und in Sicherheit gebracht werden.
Nach dieser Rettungsaktion ergab sich eine weitere Einsatzoption für das THW. Um die Einsatzstelle großräumig auszuleuchten, wurde der Technische Zug des THW Kitzingen alarmiert. Gegen 9:30 Uhr konnten unsere Einheiten den Heimweg antreten und wieder die Einsatzbereitschaft herstellen. Unser Fachberater wurde von der Feuerwehreinsatzleitung gebeten weiter an der Einsatzstelle zu verbleiben und das Beräumen des Gebäudes durch einen herbeigerufenen Baggerunternehmens zu beobachten. Da weiterhin Glutnester vorhanden und trotz massiven Wassereinsatzes nicht löschbar waren, sollten weitere Teile des Gebäudes abgetragen werden. Jedoch erschien unserem Fachberater eine freistehende Giebelwand als Gefahr um weiter in das Gebäude einzudringen. Deshalb erbat er das Hinzuziehen eines Statikers. Da kein Statiker auf landkreisebene erreichbar war, wurde der THW Baufachberater Harald Lotter vom OV Schweinfurt durch die ILS Schweinfurt über die ILS Würzburg alarmiert. Nach seinem Eintreffen und Beurteilen der Lage wurde festgelegt, dass die Giebelwand einsturzgefährdet war. Daraufhin wurde das THW mit dem Abtragen der Giebelwand mit Unterstützung einer Feuerwehrdrehleiter beauftragt. Deshalb wurden nochmals Einheiten des THW Kitzingen gegen 13:05 Uhr am Neujahrstag alarmiert. Die Wand musste teilweise händisch und mit einem Aufbrechhammer abgetragen werden. Diese Tätigkeit und die weiteren Löscharbeiten wurden ebenfalls durch den Drohnentrupp des OV Kitzingen begleitet. Da das Abtragen und das weitere Beräumen des Gebäudes mit einem Bagger zeitintensiv war, musste durch uns nochmals Beleuchtung aufgestellt werden. Der Einsatz war mit Herstellung der Einsatzbereitschaft um 19 Uhr beendet.
Dieser unruhige Jahreswechsel bescherte den Helferinnen und Helfern des THW Kitzingen innerhalb von 20 Stunden 4 Teileinsätze. Die Unterstützung der Feuerwehr und Polizei mit unserem Trupp UL und seiner Drohne sowie der fundierten Expertise eines THW-Baufachberaters, zeigt das Einsatzpotential des THW, welches von unseren Partnern lobend kommentiert wurde.
Wir bedanken uns beim BRK für die Absicherung und Verpflegung an der Einsatzstelle sowie bei den eingesetzten Feuerwehren des Landkreises Kitzingen und Würzburg für die gute Zusammenarbeit