THV Bereitschaft
THV Dienste
Um den Stausituationen auf den Autobahnabschnitten insbesondere im Landkreis Kitzingen vorzubeugen, werden alljährlich THV Dienste zur raschen Hilfe vor Ort durchgeführt. Das Einsatzfeld „Autobahn“ wird mit entsprechenden Theoriestunden abgedeckt. Hierzu gehören die Gefahren und der Umgang mit der Schadenssituation und die patientenorientierte Rettung.
Jeder Helfer darf während den THV- Ausbildungen selbst den Umgang mit Schere und Spreizer üben. Ort der Ausbildung ist die THW Unterkunft oder das Gelände der Firma Scheuermann. Diese Firma stellt in dankenswerter Weise zu verschrottende Fahrzeuge zur Verfügung, die in der Folgezeit der Ausbildung durch die THW-ler zu kleinen „Kunstwerken“ umgerüstet werden. Aber bei den THV Ausbildungen wird nicht nur auf das „Handling“ von Schere, Spreizer, Rettungszylinder geachtet, sondern ebenso auf die anderen verlasteten Werk-zeuge Bergebeil, Panzerrollen, Ölbindemittel. Eben diese Einsätze sind Sinn der Ausbildung. Da zu sein, wenn man gebraucht wird, das ist die wahre Kunst! So mancher Helfer hat großen Eifer im Umgang mit den THV Diensten bewiesen. Besonders im Hinblick auf eine nötigen Erstversorgung am Einsatzort wird die THV Ausbildung regelmäßig mit einer Ersten-Hilfe-Auffrischung verknüpft. Dort dürfen dann die Helfer ihr Wissen bezüglich Herz-Lungen-Massage, Druckverbänden und stabile Seitenlage perfektionieren. Um den Umgang mit besonderen psychischen Belastungen und deren Verarbeitung besser in den Griff zu bekommen, wird regelmäßig ein Landkreisseelsorger ins THW eingeladen. Nachdem die THW-ler ausreichendes Wissen in den genannten Theorie- und Praxisstunden gesammelt haben, darf auf die Autobahn gefahren werden, wo dann die Gruppe bestehend aus Kraftfahrer, Schichtführer, Funker und San-Helfer unterstützend für die Autobahnpolizei auf Abruf parat steht.
Die Entstehung der Bereitschaftsdienste des THW auf Autobahnen
Bedingt durch die Zunahme des Straßenverkehrs in den sechziger Jahren kam es zu einem Anstieg von folgenschweren Verkehrsunfällen. Sicherheitseinrichtungen in den Fahrzeugen waren zu diesem Zeitpunkt bei weitem nicht so ausgereift wie heute. Die Folge waren Unfälle, bei denen die Beteiligten oft schwere Verletzungen davontrugen. Was zählt, war der Lauf gegen die Zeit. So ereignete sich am 1. Dezember 1969 ein schwerer Verkehrsunfall mit 4 Fahrzeugen auf der Autobahn. Nachdem ein Bergungsunternehmen einen Toten aus dem zertrümmerten Fahrzeug nicht bergen konnte wurde das THW alarmiert. Die Vorgehensweise und die Geschwindigkeit des THWs am Unfallort fiel einem Notarzt auf und es wurde die Idee aufgegriffen zusätzlich zum Unfalldienst des BRK, sofort auch als Hilfeleister das Technische Hilfswerk mit zu verständigen. So kam auch bei einer weiteren Besprechung mit dem damaligen Chefarzt des Kitzinger Kreiskrankenhauses die Problematik der Versorgung am Unfallort zur Sprache. Vor Weihnachten wurde die Autobahnbereitschaft an Wochenenden geboren und umgesetzt.
Mit einfachen Mitteln wie Trennschleifer, Brechstange und Notstromaggregat begannen die Befreiungsaktionen der verletzten Personen. 1972 fanden die olympischen Sommerspiele in München statt. Für die Veranstaltung erwartete man ein erhöhtes Verkehrsaufkommen auf den süddeutschen Fernstraßen. Die nur zweispurigen Autobahnen sollten nach Pannen und Unfällen möglichst schnell geräumt werden. Hierfür wurde das THW den zuständigen Polizeiinspektionen unterstellt und der Ablauf durch das Bayerische Innenministerium geregelt. Die Präsenz konnte das THW nur vor Ort direkt am Geschehen sicherstellen. Die Initiative von Ortsverbänden vor den Spielen wurde hier flächendeckend umgesetzt, genannt THV (Technische Hilfe auf Verkehrswegen).
1974 stellte ein Produzent Hydraulikgeräte vor, die das Eindringen in Fahrzeuge erleichtern sollten. Aufgrund der vielen gefahrenen Einsätze entschloss sich der Ortsverband Kitzingen kurzerhand einen solchen Gerätesatz, genannt Schere und Spreizer aus eigener Tasche anzuschaffen. Im Landesgebiet Bayern war dieses Gerät eines der ersten ausgelieferten Teile. Im Laufe der Jahre wurden in Kitzingen weitere Verbesserungen zum schnelleren Eingreifen getroffen. So wurde für den altersschwachen VW-Bus im September 1988 ein neues Fahrzeug für THV Dienste angeschafft.
Die Ausstattung und das Fahrzeug selbst wurde aus eigenen Mitteln und vom THW Förderverein (Helfervereinigung Kitzingen) getragen. Die Bergung eines Verletzen hat sich heute darin geändert, das die verletzte Person vor Ort stabilisiert und für weitere medizinische Eingriffe vorbereitet wird. Ziel ist es die Person möglichst schonend zu retten. Die Zeit zwischen Verletztenbefreiung und Transport ins Krankenhaus ist zweitrangig, soweit die schonende Rettung ohne Gefahr für Leib und Leben des Verunfallten, nach Rücksprache mit dem Arzt, möglich ist.